Günther Nussbaum, bekannt aus der ATV-Serie „Pfusch am Bau“ und Sachverständiger rund um das Thema Bauen und Sanieren, gibt Tipps, worauf Häuslbauer und Sanierer beim Thema Fenster- und Türenauswahl und -einbau achten sollten, damit es eben keinen „Pfusch am Bau“ gibt.
Oft hört man von undichten Fenstern oder Kondenswasserbildung. Was kann man dagegen machen?
Immer wieder kommen Anfragen, bezüglich der Abdichtung von Fenstern im Eigenheim, weil die Menschen das Gefühl haben, dass es auch bei geschlossenem Fenster zieht. In der Regel ist es so, dass ein Fenster nicht 100%ig dicht sein muss, es gibt hierfür auch ganz klar definierte Grenzwerte. Unsere heutzutage verwendeten Fenster sind Großteils sogar viel zu dicht. Ohne entsprechende Lüftung im Haus, egal ob zentral, dezentral oder über das Fenster, kann es zur Kondenswasserbildung auf der Außenseite der Fenster kommen. Dies ist aber keinesfalls ein Zeichen für ein „schlechtes“ Fenster. Dieses Kondenswasser entsteht durch die gute Dämmung der Fenster. Somit ist dies eigentlich ein Zeichen für gut funktionierende, hochwärmedämmende Fenster.
Wie wichtig sind gute Fenster für die Wohngesundheit und wie können sie einer Schimmelbildung oder hoher Keimbelastung entgegenwirken?
Auch wenn das keiner gerne hört, Schimmelbildung ist meist nicht dem Fenster geschuldet, sondern liegt an einer falschen oder unzureichenden Lüftung des Wohnraumes.
Um ein gesundes Wohnklima zu erreichen, muss dafür Sorge getragen werden, dass sich die Raumluft mit der Außenluft in etwa alle zwei Stunden austauscht. Das bedeutet für unsere Wohngesundheit natürlich einen entsprechenden Lüftungsaufwand.
Eine im Fensterrahmen verbaute Lüftung, wie die Internorm I-tec Lüftung, finde ich wirklich gut. Ein automatisches System, welches eine Lüftung ohne großen Wärmeverlust ermöglicht, hat viele Vorteile. Einerseits bietet es Komfort durch eine automatische Steuerung, leichte Reinigung und keine baulichen Aufwände, andererseits wird die Optik des Wohnraumes nicht gestört, da man keine Schläuche findet, die etwa wie bei andern Lüftungssystemen durch den Wohnraum verlaufen. Unzureichende Lüftung kann zu Schimmelbildung, hoher Keimbelastung oder hoher CO2-Konzentration im Wohnraum führen und dies kann die Gesundheit belasten.
Elektromagnetische Strahlung ist eine weitere Gesundheitsbelastung. Dies sollte man auch beachten, wenn man über das Thema Wohngesundheit spricht. Um diese Strahlung draußen zu halten, können Folien für das Fenster oder entsprechend metallbedampften Gläsern Abhilfe schaffen. Bedenken muss man, dass dabei auch der Fensterrahmen abgeschirmt sein muss.
Wie wichtig ist Schalldämmung durch Fenster und Türen?
Schalldämmung ist vor allem dann wichtig, wenn man in einer Gegend lebt, in der Lärmbelästigung Thema ist. Nur Schallschutzscheiben alleine reichen hier nicht. Ein entsprechender Einbau und schallsicherer Rahmen braucht es dazu ebenso. Für richtige und gute Schalldämmung braucht es immer ein Gesamtkonzept.
Gibt es bezüglich Beschattung auch Tipps für unsere Leserinnen und Leser?
Entsprechende Beschattung spielt bei der Ausrichtung des Hauses eine große Rolle, um die Sonne entsprechend zu lenken. Aber auch für die Privatsphäre ist sie wichtig. Wichtig ist, dass man diese Dinge gleich beim Hausbau vorsieht. Ein Nachrüsten ist hier oft schwierig und auch teurer.
Ein sehr aktuelles Thema sind Smarthome-Lösungen. Was halten Sie davon?
Eine Smarthome-Lösung ist auch bei der Bedienung von Fenstern wirklich „leiwaund“. Nicht nur in Bezug auf entsprechende Wohnraumlüftung bietet so ein System hohen Komfort, auch wenn man an Beschattungssysteme denkt, erleichtern solche Lösungen den Alltag. Beispielsweise, wenn das Beschattungssystem automatisch bei Tagesanbruch hochfährt. Die Möglichkeit zur Steuerung von unterwegs bietet einen hohen Mehrwert.
Wie sieht für Sie das Fenster der Zukunft aus?
Das Fenster der Zukunft. Eine interessante Frage. Toll wäre, wenn sich die Glasscheibe, entsprechend der Sonneneinstrahlung von selbst verdunkelt oder bei gefährlicher Strahlung entsprechend reagiert. Beispielsweise eine Art EMS-Modus bei elektromagnetischer Strahlung. Auch situationsflexibler Schallschutz wäre eine Anforderung an das Fenster der Zukunft. Was momentan auch ein Problem ist, sind eingeschneite Fenster. Beheizbare Scheiben würden hier Abhilfe schaffen.
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Was können Sie abschließend unseren Häuslbauern oder Sanierern mit auf den Weg geben?
Häuslbauern oder auch Sanierern rate ich nicht automatisch die billigsten Fenster- bzw. Türen zu wählen. Oft erspart man sich mit teureren, qualitativ hochwertigen Fenstern oder Türen auf längere Zeit gesehen viel Geld. Vergleichen bringt hier zwar einen gewissen Mehraufwand, dieser lohnt sich aber definitiv. Man sollte bei einem Vergleich möglichst auf folgende Dinge achten: die Profilstärke, die U-Werte (Wärmedurchgangskoeffizient), die Anzahl und die Tragekraft der Beschläge, mögliches Zubehör, ist bei der Tür schon eine Schwelle miteinkalkuliert oder nicht und so weiter. Natürlich ist eine qualifizierte und auch zertifizierte Montagefirma das A und O. Eine gute Montage der Fenster und Türen ist überaus wichtig, um den „Pfusch am Bau“ zu vermeiden.